Im Mai 2002 war Efrosina S. nach mehr als 55 Jahren in Ahlen zu Gast – am Ort ihres ehemaligen Zwangsarbeitereinsatzes.
Das Schicksal von Efrosina (gebürtig aus der Ukraine) steht stellvertretend für das von mindestens vier Millionen anderer zumeist osteuropäischer Frauen, die während des Zweiten Weltkrieges in das Deutsche Reich und auch in den Kreis Warendorf (etwa 7500 Zwangsarbeiterinnen namentlich bekannt) zwangsverschleppt wurden. Die Lebenssituation dieser jungen Frauen und Kinder war durch starke Reglementierungen, rassistische Diskriminierungen, geringe oder gar keine Entlohung, schlechte Ernährung und mangelnde hygienische und ärztliche Versorgung geprägt. Die damals 16-jährige Efrosina wurde für zwei Jahre in einem Ahlener Rüstungsbetrieb eingesetzt. Sie selbst beschreibt, dass die dortigen Sowjetbürger „vergleichsweise gut in einem Lager bei der Fabrik lebten“. Aber auch Efrosinas Alltag war durch schwerste körperliche Arbeit und drohende KZ-Haft geprägt. Nachdem Efrosina anderen Zwangsarbeiterinnen von ihrer relativ guten Situation berichtet hatte, wurde sie mit acht anderen Frauen in ein wesentlich größeres Lager verlegt. Dort bekamen sie fast nur noch verdorbene Möhren. Nun war sie abhängig von der Hilfeleistung durch deutsche Anwohner, denen jedoch ein Kontakt zu den sogenannten „Untermenschen“ verboten war.
Ab Juli 1944 bis Kriegsende wurde Efrosina bei einer Landmaschinenfirma in Sünninghausen eingesetzt. Dort musste sie zwar ein bestimmtes Arbeitspensum erfüllen – die Lebensbedingungen waren für sie auf dem Land aber besser, und sie hatte sogar Kontakt zu einer Vorhelmer Familie, die sich auch über das Wiedersehen 2002 freute.