„Min leiwe aolle Moderspraok! Du bis de ruggen Wiäge gaohen
Nu nimm din beste Sunndagskleed, Nu stimm äs an din schönste Leed!
Häs lang‘ genog tobuten staohen, Nu sett di dahl an usen Häd!“1

Elisabeth – genannt Berta – Kloß

geb. Schemmel | 1919 – 2002

Telgte

Bühne/Schauspiel

Berta Kloß

In diesen Lobgesang auf die plattdeutsche Sprache ihres Lieblingsdichters Augustin Wibbelt hätte Berta Kloß sicherlich stets eingestimmt.
Elisabeth Theodora Schemmel wurde am 12.August 1919 als jüngstes von fünf Kindern in Telgte geboren. Auch nach ihrer kaufmännischen Ausbildung im Apothekengroßhandel in Münster, ihrer Heirat und der Geburten ihrer Kinder Peter und Barbara war Frau Kloß in Telgte fest verwurzelt, wo man sie unter dem Namen Berta kannte.
Mit 19 Jahren hatte sie erste Kontakte mit dem Plattdeutschen Theater, als 1938 die Kolpingfamilie im Rahmen der 700-Jahr-Feier der Stadt ein Theaterstück aufführte und Berta Kloß kurzerhand als Souffleuse engagiert wurde. Nach dem Krieg begann sie selbst Theaterspiele zu organisieren: ab 1951 im Mütterverein, ab 1963 in der Kolpingfamilie, später mit der Feuerwehr. 1980 hatte Elisabeth Kloß maßgeblichen Anteil an der Wiederbegründung des Plattdeutschen Krinks, zusammen mit Marga Dierkes und Alfons Lütke Schwienhorst, um die plattdeutsche Sprache vor dem Aussterben zu bewahren. Begeistert las und sang sie selbst plattdeutsche Stücke.

Unter ihrer Führung bildete sich eine Laienspielgruppe des Landvolkes und der Telgter Landjugend, die zum Erntedankfest des Jahres 1983 den plattdeutschen Einakter „Dat verdreihte Bok“ auf die Bühne brachte. In den kommenden Jahren folgten weitere Inszenierungen. Als Beitrag zum 750-jährigen Stadtjubiläum Telgtes führte die plattdeutsche Theatergruppe am 31. Mai 1988 den Dreiakter „Tante Frieda“ im Rahmen der Telgter Festwochen vor über 1000 begeisterten Zuschauern auf. Ab 1989 präsentierte sich dann die plattdeutsche Theatergruppe alljährlich im Bürgerhaus. Erst 1994, mit 75 Jahren, verließ die Regisseurin Berta Kloß die plattdeutsche Bühne.
Im selben Jahr wurde sie zum Ehrenmitglied des Telgter Heimatvereins ernannt, dessen Vorstand sie bislang als Vertretung des plattdeutschen Krinks angehörte. Eine solche Ehre war zuvor nur Augustin Wibbelt selbst zuteil geworden. Konsequenter Weise erhielt sie sechs Jahre später die Augustin-Wibbelt-Plakette, mit der der Kreisheimatverein alljährlich Persönlichkeiten würdigt, die sich besonders für das kulturelle Leben im Kreis Warendorf eingesetzt haben. Zuvor war ihr 1996 die Plakette der Stadt Telgte für ihre Verdienste um den Erhalt der plattdeutschen Sprache und die Pflege des westfälischen Brauchtums verliehen worden.
„Du bis den Ährenplatz wull wärt.“2


Tanja Schnur

1 Wibbelt, Augustin, Miäten-Gaitlink, Gedichte in münsterländischer Mundart, Rheda-Wiedenbrück 1991, S. 5
2 Ebenda.