Als die Dichterin Luise Hensel 1872 nach Ahlen kommt, um bei den Schwestern vom Orden des Hl. Franziskus im Vincenz-Hospital eine Bleibe für den Lebensabend zu finden, hat sie sich diese Ruhe sehnlichst gewünscht. Ihr berühmtes Abendlied dichtete sie aber bereits als 18jährige. Zu dieser Zeit verließ die Pfarrerstochter, gebürtig aus Linum in Brandenburg, Berlin, um zum katholischen Glauben zu konvertieren und in Münster im katholischen Zentrum Westfalens eine neue geistige Heimat zu finden. Zuvor war sie in den Berliner Salons, in den sogenannten romantisch bestimmten Freundschaftskreisen, vielen prominenten Persönlichkeiten begegnet.
Ihr Bruder Wilhelm, der später ein bekannter Maler wird und seine Schwester zeitlebens auch finanziell unterstützt, führt sie in die Gesellschaft ein. Unter anderem trifft Luise dort den Dichter Clemens von Brentano, der wie einige andere um sie wirbt. Später werden sie sich am Krankenbett der Katharina Emmerick in Dülmen wiedersehen. In Münster begegnet sie ihrem späteren Mentor, dem blinden Philosophen Christian Bernhard Schlüter aus Warendorf. Zunächst aber wählt sie den Pädagogen und Theologen Bernhard Overberg zu ihrem Seelenführer. Es folgen unruhige Jahre, in denen Luise als Gesellschafterin, Erzieherin, zeitweilig als Schulleiterin, Krankenpflegerin in Düsseldorf, Boppard, Aachen, Köln ihren Weg sucht. Gleichzeitig pflegt sie weiterhin freundschaftliche Kontakte mit führenden Kreisen des Katholizismus.
Schließlich entscheidet sie sich, ihr Leben Gott zu weihen. Sie legt ein Jungfräulichkeitsgelübde ab, doch ihr Plan, ein eigenes Kloster zu gründen oder zumindest in einen Orden einzutreten, erfüllt sich nicht. Stattdessen wirkt sie an mehreren Ordensgründungen mit. Von 1852 bis 1872 wohnt Luise Hensel in Wiedenbrück. Als ihre Wirtschafterin stirbt, verlässt sie Wiedenbrück Richtung Ahlen. Nur gut ein Jahr verbringt sie hier, „wo ich seit dem 4. Oktober bei den guten Barmh. Schwestern zwei helle, luftige Zimmer bewohne, die mir die Aussicht auf Gärten und Felder gewähren“. Die ersehnte Ruhe und den Frieden findet sie aber in Ahlen im unruhigen Krankenhaus nicht, stattdessen will sie, wenn möglich, noch die Übersiedlung nach Paderborn machen, „weil ich dort ruhiger und in guter geistlicher Pflege würde sterben können“. 1873 zieht sie in den Westphalenhof in Paderborn zu ihrer ehemaligen Schülerin, der Ordensgründerin Pauline von Mallinckrodt.
Obgleich Hensel nur ein schmales Werk hinterlassen hat, gehören ihre Gedichte und Lieder zur bedeutendsten deutschen religiösen Dichtung jener Zeit.