„Klarheit und Konsequenz“

Silke Rehberg

* 1963

Ahlen
Sendenhorst

Kunst/Architektur

Abb.: Im Studio bei Karl Markovics
Foto: Stephan Kube

Silke Rehberg lässt im Gespräch schnell deutlich werden, dass zu Inspiration, Vorstellungsvermögen und technischer Fertigkeit noch deutlich andere Tugenden hinzukommen müssen, um aus einem begabten Menschen einen Künstler werden zu lassen: So sei ihr Vater ein „Tüftler“, der ihr auch heute noch oft bei der Lösung technischer Probleme hilft. Die Suche nach dem richtigen Material – was wofür verwendbar ist – die Anwendbarkeit oder der Umbau von technischem Gerät – das sind Fragen, die für die Künstlerin von großer Bedeutung sind.

Die Suche nach einem bestimmten Typ „Mann“, der ihrem (Vor-)Bild für den Christus des Kreuzwegs für die Kirche St. Teresia in Münster entspricht, führte sie erst in die Theater der Region und schließlich bis nach Wien – wo sie mit einem Fotografen Fotostudien des Schauspielers Karl Markovics anfertigte – beeindruckt davon, dass der Befehl „Jetzt stirb!“ ausreichte, um den aus dem Film Die Fälscher bekannten Schauspieler in eine entsprechende Pose verfallen zu lassen. Nun blickt der Besucher in der Werkstatt hinter dem Haus und im Atelier auf viele Fotos, Skizzen, Büsten und Köpfe eines eindrucksvoll mit der Mimik von Markovics leidenden Christus – jedes Motiv wird schließlich mehrfach gebrannt. Die durch den Brand entstehenden Veränderungen – vor allem in der farbigen Fassung – führen dazu, dass von den zwei bis drei Güssen eines Motivs nur einer der „Richtige“ ist. Deutlich wird: Die Technik des Gipsgusses ist harte körperliche Arbeit, und ohne ein hohes Quantum an Hartnäckigkeit wären die Ergebnisse, die Silke Rehberg zu Beginn jedes Projekts vor ihrem inneren Auge hat, nicht zu erzielen.
Dazu braucht es Ruhe und Kraft, die die in Ahlen geborene, heute bei Sendenhorst auf einem Bauernhof wohnende Bildhauerin in ihrem – frei von ihr nach Thomas Manns „Herr und Hund“ beschriebenen – Idyll komprimiert: Mit ihrer Familie und einer Schar von Drinnen- und Draußenkatzen wohnt sie in einem verwinkelten Fachwerkhaus – ihre Werkstatt befindet sich direkt dahinter. Der Einrichtung merkt man persönliche Sammelleidenschaft an – und viel Unkonventionalität und Humor.

Auch der findet sich in ihren Arbeiten: Die Meerschweinchen –Tondi an einem Münsteraner Uni-Gebäude frei nach della Robbia sind Portraits – wenn sich auch die in Münster entdeckte Meerschweinchenart „Galea monasteriensis“ nicht darunter befindet. Mit einem Augenzwinkern, aber ernst gemeint – das ist oft eine der Botschaften ihrer in weichen, erdigen Farben gehaltenen Kunstwerke. Und diese sind gleichzeitig eines von Silke Rehbergs „Kennzeichen“, denn diese Farben finden sich sowohl in der farbigen Fassung ihrer Tonplastiken als auch in den Illustrationen der von ihr gestalteten Schulbibel.

Ihr thematisches Spektrum ist weit; ihr technisches Spektrum ebenfalls: Zur Verleihung des Rubenspreises der Stadt Siegen im Jahre 1999 an die Meisterschülerin von Timm Ulrichs heißt es: „Mit Silke Rehberg hat die Jury eine Künstlerin geehrt, die bereits ein vielschichtiges Werk vorweisen kann. In ihren Arbeiten verbindet sie die Wirklichkeiten der menschlichen Erfahrung mit der Wirklichkeit künstlerischer Form.“


Christiane Seitz-Dahlkamp